Alexander von Humboldt war musikalisch. Davon ist nicht nur Professor Dr. Sieghart Döhring vom Meyerbeer-Institut Thurnau fest überzeugt. Bei einem musikalisch-literarischen Abend in der Berliner Sophienkirche zeigte des Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Goldkronach anhand von Briefen und Kompositionen am Dienstagabend eindrucksvoll auf, dass zwischen dem Universalgelehrten Alexander von Humboldt und den drei bedeutende Komponisten Giacomo Meyerbeer, Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner ein reichhaltiges Beziehungsgeflecht besteht.

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Hartmut Koschyk MdB gemeinsam mit dem Athalia-Bläserensemble unter der Leitung des Pegnitzer Kirchenmusikdirektors, Herrn Roland Weiss, Herrn Matti Klein und Herrn Philip Sindy vom Berliner Jazz – „Duo Nouveau“, dem Schauspieler Wolfram Ster von der Studiobühne Bayreuth und dem Moderator des Abends, den Musikwissenschaftler und Vorsitzenden des Meyerbeer-Instituts in Schloss Thurnau, Herrn Professor Dr. Sieghart Döhring.

Ordnung in dieses Beziehungsgeflecht brachte der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Sieghart Döhring: Humboldt und Meyerbeer hätten sich nachweislich 1825 in Paris kennen gelernt. Humboldt sei auch mit der Bankiersfamilie Mendelssohn eng befreundet gewesen und hatte ab 1842 in einem Haus in der Berliner Oranienburgerstraße gewohnt, das den Mendelssohns gehörte. Später sei Alexander von Humboldt die treibende Kraft für die königliche Berufung sowohl Meyerbeers als auch Mendelssohns zum preußischen Generalmusikdirektor in Berlin gewesen.

Sicher nicht persönlich gekannt habe Humboldt dagegen Richard Wagner. Nicht auszuschließen sei allerdings, dass Humboldt eine der frühen Aufführungen des Fliegenden Holländers in Berlin gesehen hat. Allerdings war es auch Richard Wagner, der in seiner 1850 erstmals erschienen und 1869 stark erweiterten Hetzschrift „Das Judentum in der Musik“ gerade Mendelssohn als auch Meyerbeer angriff, sie schwer diffamierte und beiden jegliche Fähigkeit zu künstlerischen Aktivitäten absprach. Noch wenige Jahrzehnte zuvor habe Wagner beide als künstlerische Vorbilder bezeichnet und besonders an Meyerbeer unterwürfige Briefe verfasst. Sowohl Mendelssohn als auch Meyerbeer waren zum Erscheinungszeitpunkt der Hetzschrift bereits tot.

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Überzeugt ist Döhring davon, dass Alexander von Humboldt musikalisch war. So habe Humboldt beispielsweise die Uraufführung von Meyerbeers Oper „Die Hugenotten“ 1836 in Paris besucht und sich noch vor Erscheinen der Kritiken in Briefen fundiert dazu geäußert. Darüber hinaus sei Humboldt die Nachwuchsförderung ein Herzensanliegen gewesen, auch von jungen Musikern.

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Ihre Sicht auf Mendelssohn, Meyerbeer und auch auf Richard Wagner stellten bei dem musikalisch-literarischen Abend das vor zwei Jahren gegründete Bläserensemble Athalia unter der Leitung des früheren Pegnitzer Kirchenmusikdirektors Roland Weiss sowie das Berliner Jazz-Duo Nouveau mit Matti Klein am Klavier und Philipp Sindy an der Trompete vor. Der Schauspieler Wolfram Ster von der Studiobühne Bayreuth rezitierte dazu aus Briefen und Tagebucheinträgen. Wenn bei der Aufführung auch ausschließlich Bearbeitungen erklangen, so hatte dies durchaus einen eigenen ästhetischen Wert und einen eigenen musikalischen Reiz, wird doch die Kunst der Bearbeitung gerade wieder neu entdeckt.

„Das Wirken Alexander von Humboldts ist auch heute noch von größtem Interesse und hat nicht an Aktualität verloren“, sagte Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für nationale Minderheiten und Bundestagsabgeordneter aus Bayreuth. „Alexander von Humboldt und auch sein Bruder Wilhelm von Humboldt haben für Deutschland und die Welt großartiges bewirkt. Auf die Initiative des Politikers geht nicht nur der literarisch-musikalische Abend in Berlin, sondern auch das „Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach“ zurück. Der Zusammenschluss wurde 2008 gegründet und hat es sich zu Ziel gesetzt, an Leben und Werk Alexander von Humboldts zu erinnern, der von 1792 bis 1795 im Fichtelgebirge und vor allem im Goldkronach gewirkt hatte. Der musikalisch-literarische Abend in der Berliner Sophienkirche wurde unterstützt vom Verein „Oberfranken Offensiv“.