Rund 6000 Pflanzen hat Alexander von Humboldt von seiner Reise durch Amerika in den Jahren 1799 bis 1804 mit nach Europa gebracht. Etwa die Hälfte davon wurde zum ersten Mal überhaupt beschrieben. „Doch diese Neuentdeckungen waren ihm gar nicht so wichtig, Humboldt kam es darauf an, die Dinge zusammenzubringen und Wechselwirkungen zu erforschen“, sagte der Politikwissenschaftler und Historiker Dr. Ulrich Päßler von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bei einem vielbeachteten Vortrag an der Universität. Päßler war anlässlich des Jubiläumsjahres zum 250. Geburtstag des Universalgenies auf Einladung des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums, des Vereins Alexander-von-Humboldt-Museumspark sowie der Hanns-Seidel-Stiftung nach Bayreuth gekommen.

Dr. Ulrich Päßler

„Alles ist Wechselwirkung“, so lautete Päßler zufolge einer der Grundsätze Alexander von Humboldts. Die Natur als Ganzes darzustellen, das sei sein Ziel gewesen. Vegetationen zu beschreiben und zu vergleichen, das sei für die damalige Zeit etwas völlig neues gewesen.

Päßler beschrieb Alexander von Humboldt als Übergangsfigur zwischen der Naturgeschichte der Aufklärung und den modernen Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts. Und als „Instrumentenfetischist“: schließlich habe Alexander von Humboldt mit Hilfe von Lastenträgern 35 schwere Instrumente auf seiner Reise mitgeschleppt, unter anderem um Ortsbestimmungen vorzunehmen, aber beispielsweise auch ein Cyanometer, um die Himmelbläue zu erfassen.

Sämtliche gesammelte Pflanzen habe Alexander von Humboldt noch an Ort und Stelle vermessen, nummeriert, ihnen einen vorläufigen Namen gegeben und alles Erdenkliche zum Fundort schriftlich festgehalten. Trotzdem sei es ihm mehr auf Verbindungen der Pflanzen untereinander als um einzelne Pflanzen gegangen. Wo kommen die Pflanzen vor, welchen Vegetationstypen sind sie zuzuordnen, welchen Charakter haben die Pflanzen. Diese und andere Fragen versuchte Alexander von Humboldt zu beantworten, was für die Botanik damals ein völlig neuer Ansatz gewesen sei.

Hartmut Koschyk

Sabine Habla

Nach dem Vortrag hatten die über 100 Humboldt-Interessierten Zuhörer aus der Region die Gelegenheit zu einer „Nachtführung“ unter der Leitung von Dr. Marianne Lauerer durch den Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth. Dort gebe es einen Schwerpunkt von Pflanzen aus Ländern, die Alexander von Humboldt auf seinen Reisen beschrieben, gesammelt, nach Deutschland verschifft und gezeichnet hatte, so Hartmut Koschyk vom Humboldt-Kulturforum. Zuvor hatte Sabine Habla, Regionalbeauftragte der Hanns-Seidel-Stiftung das Bildungswerk der Stiftung und dessen großen Strauß an Themen vorgestellt.

Dr. Marianne Lauer

Dr. Gregor Aas

Nicht fehlen durften beim anschließenden Imbiss in der Ausstellungshalle des Ökologisch-Botanischen Gartens die eigens zum Jubiläumsjahr herausgebrachten Spezialitäten wie der Humboldt-Trunk der Brauerei Hütten aus Warmensteinach, die Humboldt-Laabla der Bäckerei Karl-Heinz Beck aus Goldkronach und die Humboldt-Seufzerla der Metzgerei Parzen aus Bayreuth.