Seit Jahren haben die Goldkronacher Gastspiele des Festivals Junger Künstler Bayreuth Tradition. Diesmal waren es weder Chöre, noch Orchester, sondern vier ganz herausragende Solisten, die vom Fuße des Grünen Hügels in die Evangelische Stadtkirche zum Alexander-von-Humboldt-Kultursommer gekommen waren. Unter dem Motto „Auf Flügeln des Gesangs“ präsentierten die Bayreuther Sopranistin Teresa Hoerl, der renommierte Organist und Pianist Christoph Ostendorf und das Duo „Allegria“ Werke von der Klassik bis zur Moderne.

Die Klammern, die sich um die Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Franz Liszt, Max Reger und Cesar Franck spannten, lauteten Leichtigkeit, Transzendenz und Freude am Dasein. Musiker und Zuhörer sollten angetrieben von den Klängen gemeinsam „Auf Flügeln des Gesangs‘‘ aufsteigen und durch die Luft schweben, die von der Musik in Schwingung gebracht wird. So beschrieben die Verantwortlichen des 69. Festivals Junger Künstler die gute Idee, die hinter dem Konzert steckte. Und tatsächlich: da Stimme und Orgel „Luftinstrumente“ sind, das heißt, mit Luft angetrieben werden, ergibt sich das Wortspiel mit der Luftigkeit; sich auf der Luft treiben lassen und zum Schwingen gebracht werden.

Teresa Hoerl, seit 2016 Artist in Residence beim Festival junger Künstler, ist eine wunderbare Sopranistin. Mendelssohns „Auf den Flügeln des Gesangs“ interpretiert singt sie ungeheuer leichtgängig, erstaunlich biegsam und flexibel, begleitet von Christoph Ostendorf am E-Piano. Den Rest des Programmes bestreiten die beiden von der Empore herab, wobei Ostendorf auf der historischen Orgel auch einige bemerkenswerte Solokompositionen aufführt.

Die Pianistin Teresa Hoerl und der Pianist Christoph Ostendorf standen im Mittelpunkt des Festivalkonzerts in der Evangelischen Stadtkirche von Goldkronach.

In Händels Arie „Meine Seele hört im Sehen“ und in Bachs Arie „Die Seele ruht in Jesu Händen“, singt Teresa Hoerl nicht nur mit glasklarer Stimme, die in der trockenen Akustik des Kirchenraumes gut zur Geltung kommt, sie agiert auch überaus textverständlich. Auch in den bekannten, weihnachtlich angehauchten Stücken. „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger, dem „Panis angelicus“ von Cesar Franck und der „Die Glocken von Marling“, ein Lied von Franz Liszt, geht sie bei der Klangproduktion vom Text her vor und kann durch eine starke stimmliche Präsenz überzeugen. Höhepunkt wr dabei sicherlich auch die Zugabe, das „Somewhere“ aus der West Side Story von Leonard Bernstein.

Das Duo Allegria beim Gastspiel des Festivals Junger Künstler in Goldkronach.

Christoph Ostendorf ist nicht nur ein hervorragender Begleiter sondern auch ein überzeugender Solist. Schon beim Praeludium und der Fuge C-Dur BWV 545 holt er aus der alten mechanischen Orgel der Stadtkirche alles heraus, erst recht bei Mendelssohns vierteiliger Orgelsonate Op. 65 Nr.2. Ostendorf lässt die Orgel in großer Feierlichkeit erklingen, legt eine lebendige Musikalität an den Tag und setzt die Kompositionen spieltechnisch brillant um.

Das Duo „Allegria“, das sind die vielfach preisgekrönte Lemberger Flötistin Boshena Korchynska und der ebenfalls aus Lemberg stammende Akkordeonist Bohdan Kozhushko. Die beiden Musiker aus der Ukraine steuern mit der Renaissance-Komposition „Susanne un jour“ von Giovanni Bassano nach Orlando di Lasso und einer bulgarischen Suite von Vyacheslav Semyonov ebenfalls zwei eindrucksvolle und überaus virtuos musizierte Stücke zu dem gelungenen Gastspiel bei.

Das Festival junger Künstler kann auch heuer wieder auf beeindruckende Zahlen verweisen: Insgesamt nehmen 400 junge Leute aus rund 40 Nationen daran teil. Zum Angebot gehören 25 Workshops und Meisterkurse, 60 Konzerte, 30 Vorträge, Lesungen und Talks. Für das Festival sind diesmal rund 80 Menschen tätig, davon 50 Teilnehmer des Praktikantenmodells Sprungbrett und 30 Ehrenamtliche. Das Motto lautet in diesem Jahr „Heimat. Liebe. Fremde“: Drei Wörter, Heimat Liebe Fremde, die sich in unterschiedlichen Folgen aneinander reihen lassen, sollen die jungen Künstler aus aller Welt zum Miteinander Musizieren und Sprechen, zum einander Zuhören und zum übereinander Nachdenken einladen.