Die Russlandreise Alexander von Humboldts von Mai bis November 1829 ist weit weniger spektakulär als seine berühmte Süd- und Mittelamerika-Reise. Dennoch hat sie ihren Platz in den Geschichtsbüchern gefunden. Im Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Universalgenies wurde der Reise sogar ein eigenes Theaterstück mit dem Titel „Humboldt. Was die Welt im Innersten zusammenhält“ gewidmet, das jetzt auf der Reichshof-Kulturbühne gezeigt wurde.

Doch eigentlich ist das Stück der Autorin Monika Gossmann eine Biographie Alexander von Humboldts, die viele Momentaufnahmen seines Lebens chronologisch im Zeitraffer zeigt. Viel Authentisches ist darunter, oft kommt Humboldt in Form von Zitaten aus seinen beinahe unzähligen Briefen selbst zu Wort. Oft auch mit in Dialogen mit seinem Bruder Wilhelm. Die Russlandreise zeigt dabei nur eine Facette, auch die Südamerika-Reise wird gestreift und sogar die Zeit in Franken kommt nicht zu kurz.

Im Zentrum der Russlandreise steht wiederum die Schriftstellerin Karolina Pawlowa, eine wahre Begegnung, die in der allgemeinen Betrachtung Alexander von Humboldts bislang zu kurz gekommen ist. Humboldt begegnete ihr 1829 tatsächlich in Moskau bei einer Soiree, und soll sie zu weiterem literarischen Schaffen ermuntern haben. Das Stück beschreibt, wie sie Humboldt einen Teil des von ihr aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzten Versepos „Konrad Wallenrod“ des von ihr verehrten Polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz mitgab, mit der Bitte, es an Johann Wolfgang von Goethe weiterzureichen. Alexander von Humboldt traf Karolina Pawlowa tatsächlich noch einmal kurz vor seinem Tod in Berlin. Auch das kommt in dem Theaterstück vor.

Dem Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach und der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland ist es zu verdanken, dass die Aufführung des Stücks „Humboldt. Was die Welt im Innersten zusammenhält“ auch in Bayreuth zu sehen war. Hier war zusammen mit dem Internationalen Verband der Deutschen Kultur in der russischen Föderation auch die Idee zu einer Aufführung entstanden. Mit der Beratung von Dr. Ingo Schwarz, dem früheren Leiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, konnte die russlanddeutsche Regisseurin und Drehbuchautorin Monika Gossmann gewonnen werden, das Werk zu dieser Thematik zu schreiben.

Die Premiere fand bereits im Juni dieses Jahres in Omsk im Rahmen der internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz „Lebendiges Erbe Alexander von Humboldts“ statt. Nach einer Aufführung in Moskau wird das Stück in diesen Tagen auch noch in Berlin gezeigt.

St. Petersburg, Moskau, Nischni Nowgorod, Jekaterinburg bis hin zur chinesischen Grenze und auch in die damalige deutsche Kolonie Sarepta (Wolgograd). Das waren die Stationen der Reise, bei der Alexander von Humboldt rund 1600 Kilometer zurückgelegt hat. Das Stück beschreibt detailgenau auch den Ausgangspunkt der Russlandreise. Sie geht auf eine Bitte des aus Hessen stammenden russischen Finanzministers Georg Graf von Cancrin zurück, Humboldt möge zur geplanten Einführung einer Platin-Währung in Russland Stellung nehmen. Trotz Humboldts Warnung wurde die Platin-Währung verwirklicht, schon 1845 scheiterte sie allerdings wieder.

Unter der Regie der Autorin Monika Gossmann agierten  Armin Marewski als Alexander von Humboldt, Marina Weis als Mutter Maria Elisabeth von Humboldt und als Karolina Pawlowa, Patrick Schlegel als Wilhelm von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe, Alexej Staer als Friedrich Schiller und Georg Graf von Cancrin. „Humboldt. Was die Welt im Innersten zusammenhält“ wird musikalisch umrahmt von Ashia Bison Rouge (Cello und Gesang) und Alexej Waker (Klavier). Sie präsentieren eine bunte Mischung verschiedenster Kompositionen, die von Franz Schuberts Winterreise über Ausschnitte aus der „Humboldt-Kantate“ von Felix Mendelssohn Bartholdy bis hin zu populären Songs reicht. Auf ein Bühnenbild wird weitgehend verzichtet, dafür gibt es interessante und einfallsreiche Projektionen von Natalia Schwarz.

Gefördert wurde die Aufführung von der Kultur- und Medienbeauftragten der Bundesregierung Monika Grütters und von der Oberfrankenstiftung. Unterstützung kam auch vom SeniVita-Konzern.