Sie war Grenzgängerin, Integrationsfigur und gilt als herausragende Persönlichkeit des Mittelalters: die Heilige Hedwig von Schlesien (1174 – 1243). An einer Mauer des Barockgartens von Schloss Goldkronach gibt es seit vier Jahren eine Statue, die der 2012 im Alter von 89 Jahren verstorbene Forchheimer Bildhauer Hans Dressel geschaffen hatte. Seit der Weihe im Oktober 2016 durch den polnischen Erzbischof Alfons Nossol wird in Goldkronach alljährlich mit einer festlichen Andacht der Heiligen Hedwig (Jadwiga) gedacht. Am Sonntag fand die Andacht in der Katholischen Kirche St. Michael statt.

Die feierliche Andacht in St. Michael gestaltete Domkapitular em. Dr. Joseph Zerndl, früherer leitender Pfarrer im Dekanat Bayreuth und der Pfarrei St. Hedwig. Die musikalische Ausgestaltung hatte die Wallfahrtskapelle der Wiesenttaler Blechbläser unter der Leitung von Harald Hirsch übernommen. Sie spielten unter anderem das Hedwigs-Lied „Jetzt Christen stimmet an“ aus dem Oppelner Gesangbuch.

Zerndl, der in Bayreuth erst vor wenigen Wochen offiziell verabschiedet wurde, bezeichnete Hedwig von Schlesien als „Europas Heilige“, als Heilige, „die verbindet und zusammenhält“. Er erinnerte auch daran, dass zu Lebzeiten Hedwigs Bau und Weihe des jetzigen Bamberger Kaiserdoms stattfanden. Zerndl zog auch eine schreckliche, gleichsam ganz aktuelle Parallele zur Gegenwart. So habe Hedwig erleben müssen, dass 1241 ihr Sohn Heinrich II. in der Schlacht bei Wahlstatt getötet wurde. „Er wurde enthauptet, wie jetzt ein Geschichtslehrer in Paris, der eigentlich Toleranz vermitteln wollte“, so Zerndl.

Die Heilige Hedwig von Schlesien, nach ihrem Geburtsort am Ammeersee auch Hedwig von Andechs genannt, steht nicht nur für die Versöhnung von Polen und Deutschen, sie steht für ein gemeinsames Europa und ist als Symbolfigur für die ganze Welt von Bedeutung. Hedwig wurde im Kloster der Benediktinerinnen von Kitzingen erzogen und im Alter von zwölf Jahren mit Herzog Heinrich von Schlesien, später auch Herzog von Polen, verheiratet. Ihrer Ehe entstammten sieben Kinder. Hedwig und Heinrich förderten die Vertiefung des christlichen Glaubens und die kulturelle Entwicklung Schlesiens. 1202 gründeten sie die Zisterzienserinnen-Abtei in Trebnitz.

Als Vorbild christlicher Nächstenliebe unterstützte Hedwig die Kirche, half den Armen und soll selbst im Winter barfuß gegangen sein. Nachdem ihr Mann 1238 verstorben war, trat Hedwig in das von ihr gegründete Kloster Trebnitz ein. Hedwig starb im Oktober 1243 und wurde in der Trebnitzer Klosterkirche bestattet. Im Jahr 1267 wurde sie heilig gesprochen.

Die Heilige Hedwig sei eine große Brückenbauerin innerhalb der menschlichen Gemeinschaft aber auch zwischen dem deutschen und polnischen Volk, so Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums, das seinen Sitz auf Schloss Goldkronach hat. Damit sei die Heilige Hedwig auch heute noch ein leuchtendes Vorbild.

Hedwigs-Andacht 2020 in Goldkronach