Es war das letzte Konzert Anfang Oktober vor dem großen Lockdown für das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum in Goldkronach und es war jetzt das erste Konzert nach der Zwangspause. Beide Male bestritt es der Tausendsassa Andy Lang, der beim Kultursommer längst kein Unbekannter mehr ist.

Andy Lang ist Sänger, Musiker, Prediger, Pilger und längst einer der bekanntesten Harfenisten Deutschlands. Diesmal hatte er mit der Cellistin und Flötistin Sibylle Friz und dem Bassisten Wolfgang Riess zwei Freunde und Kollegen mitgebracht, die zusammen ein kongeniales Trio bildeten. Zusammen entführten sie die Zuhörer in der evangelischen Stadtkirche in Goldkronach mit Liedern der Sehnsucht in irische Klangweiten.

Nachdenken, in sich gehen und dankbar zu sein, das sind die Botschaften, die Andy Lang übermitteln möchte. Das Medium dazu sind die so typischen Balladen der irischen Insel, für die der Musiker eine tiefe Leidenschaft entwickelt hat. Diese Leidenschaft hat Andy Lang längst zum Beruf gemacht. Auch wenn sein Beruf eigentlich der des Pfarrers ist, so sind die keltischen Klangwelten längst zu seiner Berufung geworden.

In „Longing“ singt er von der Sehnsucht, in „Circle of friends“ beschreibt er den Unterschied zwischen Freundschaft und Bekanntschaft und im Instrumentalstück „Robin und Mary“ von seinen beiden schottischen Freunden, die er Corona-bedingt heuer nicht sehen konnte. Zu Andy Lang gehören neben seiner sonoren und unverwechselbaren Stimme immer auch die wundervollen und filigran musizierten Harfen- und Gitarrenarrangements, in denen lautes und aufdringliches kaum einen Platz hat. Ihm kommt es in erster Linie immer auf die leisen und nachdenklichen Töne an. Sie erzeugen Stimmungen und Gefühle und entführen den Hörer meditativ zu sich selbst.

Mit dabei ist diesmal Sibylle Friz, die mit der Flöte wundervoll ausmusizierte Verzierungen in die Kompositionen einbaut, die mit dem Cello aber auch gerne die großen Melodiebögen aufnimmt. Ihr Spiel bildet die ideale Ergänzung zu Andy Langs klugen Arrangements. Für die tragfähige Basis der Stücke sorgt Wolfgang Riess an der Bassgitarre als eine Art Fundament, auf dem sich die Kompositionen aufbauen.

Andy Lang hat aber auch immer wieder Raritäten im Programm, beispielsweise wenn er in „Praise“ einen 700 Jahre alten Text von Franz von Assisis Sonnengesang neu interpretiert oder wenn er vom Heiligen Ort, dem „Sacred Place“, singt, womit nicht immer die Kirche gemeint ist, sondern auch mal eine sprudelnde Quelle im Wald oder gar ein Küchentisch mit einer Kerze darauf. Andy Lang fordert seine Zuhörer auf, dem Schwarz-Weiss-Denken zu entkommen, ein wenig gelassener zu sein und auch mal zu seinen Fehlern zu stehen. „Kein Mensch kann immer alles richtig machen“, sagt er und dann ist er wieder der Prediger, dem seine Zuhörer gebannt an den Lippen hängen.

„Uns alle eint diese Sehnsucht ein Konzert mit allen Sinnen zu genießen“, sagte der Vorsitzende des Kulturforums Hartmut Koschyk zu Beginn des Abends und ihm war die Zustimmung aller Zuhörer sicher. Auch wenn es noch immer Einschränkungen gebe, so gehe doch nicht über ein hochkarätiges Konzert in einer so wunderschönen Kirche. „Alles andere sind eben nur halbe Sachen.“