Ein Tisch und ein Stuhl als Requisiten – das genügt. Der Bayreuther Frank Piontek, Autor des Theaterstücks „Humboldts letzte Reise“, hat erfolgreich versucht, das 90 Jahre währende Leben Alexander von Humboldts in ein einstündiges Theaterstück zu verpacken, ohne den Zuschauer zu überfrachten, dem Universalgelehrten aber dennoch irgendwie gerecht zu werden. Drei große Themen seien Humboldt, so Piontek, besonders wichtig gewesen: der beständige, innere Drang, die ganze Welt zu bereisen und zu erforschen, den Beweis zu erbringen, dass alles mit allem zusammenhängt sowie ein intaktes Sozialgefüge zu veranschaulichen, in dem menschenverachtende Sklaverei oder Ausgrenzung fremder Kulturen und Religionen keinen Platz haben.

„Man müsste noch einmal jung sein“, reklamiert der alte Humboldt folgerichtig immer wieder, um darzulegen, dass sein eines Menschenleben nicht ausreicht für die Umsetzung all seiner Ideen und Einfälle.

Das Wagnis, Alexander von Humboldts Leben und Wirken auf  60 Minuten zu reduzieren, ist Piontek hervorragend gelungen, was auch Regisseurin Marieluise Müller zu verdanken ist, die in akribischer Feinarbeit ihr Schauspielteam auf Humboldt´sches Denken eingestellt hat. Die fünf Darsteller schlüpfen permanent in neue Kostüme und wechselnde Charaktere. Jürgen Fickentscher mimt überzeugend den „jungen“ Humboldt, während sich Wolfgang Rieß als „alter“ Humboldt präsentiert, aber auch um die Videoeinspielungen und die gesamte Technik kümmert. Florian Kolb verkörpert gleich vier verschiedene Rollen vom Kutscher bis zum Bergwerksgehilfen Killinger in original Goldkronacher Dialekt. Carolin Dix glänzt verwandlungssicher als Mongole, Alexanders Bruder Wilhelm, russischer Junge und  Khan, während Sibylle Friz Humboldt in absoluter Präzision einen Kutscher und einen Banditen, in besonderer Weise aber auch Humboldts Wegbegleiter Aimé Bonpland darstellt. Darüber hinaus umrahmt sie die Szenen musikalisch mit der Querflöte.

Viele wichtige Stationen ( so die Besteigung des südamerikanischen Chimborazo, der Selbstversuch im fränkischen Bergwerksstollen, die Erfindung der Atemmaske, die Russlandreise bis in die Mongolei) in Alexander von Humboldts Forscherleben, ausgehend von seinen ihn prägenden „fränkischen Jahren“, werden in dem Theaterstück angesprochen und lassen erahnen, dass Alexander von Humboldt heute mit Sicherheit einen festen Platz in einem weltweiten Expertengremium von Forschern, Wissenschaftlern und Gelehrten einnehmen würde.

Vereinsvorsitzender Hartmut Koschyk und Autor Frank Piontek überraschten im „Kulturgespräch“ mit der Ankündigung, dass nach den beiden Auftragsarbeiten „Alexander von Humboldt trifft Jean Paul“ und „Humboldts letzte Reise“ bereits ein drittes Stück in Planung sei, auf welches man zurecht gespannt sein dürfe.

Am Ende des kurzweiligen Abends gab es ein Tragerl Humboldtbier für den Autor, je eine Rose für die Akteure sowie ein Buchgeschenk für die Rektorin und den Konrektor der Realschule, Heike Gürtler und Dr. Matthias Niedermeier, bei denen sich Koschyk für die nun schon einige Jahre währende hervorragende Zusammenarbeit bedankte.

Das Hausmeisterehepaar Höreth der Alexander von Humboldt-Realschule verwöhnte bei einem geselligen Beisammensein die Theatergäste mit köstlichen Kaltgetränken, die man in der Schulaula genießen konnte.

Videoimpressionen vom Bayreuther Kulturgespräch