Kaum zu glauben, dass Alexander von Humboldts Bedeutung im Fichtelgebirge seinen Ausgangspunkt genommen hat. Von 1792 bis 1797 wirkte er im Dreieck zwischen Arzberg im Landkreis Wunsiedel, Bad Steben im Landkreis Hof und Bayreuth. Zentraler Ort war dabei das damalige Bergbaustädtchen Goldkronach, heute die deutsche Alexander von Humboldt-Stadt schlechthin.
Nachdem die zentrale preußische Verwaltung das Gebiet der bis dahin selbstständigen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth übernommen hatte, war der Goldkronacher Bergbau aufgrund stark zurückgegangener Erträge fast zum Erliegen gekommen. Die Berliner Verwaltung entsandte deshalb den damals erst 23-jährigen Alexander von Humboldt nach Goldkronach, um zu prüfen, in welchem Zustand sich Stadt und Bergwerke befanden. Er erstattete Bericht an das zuständige Ministerium und blieb in der Folge als Oberbergmeister hier, um den Bergbau unter Anwendung neuer Technik wiederzubeleben.
Es war ihm durchaus gelungen, den Bergbau, neben der Landwirtschaft damals die Haupteinnahmequelle in der Region, zu einer neuen, zugegeben aber auch vorerst letzten Blüte zu führen, denn so richtig profitabel waren die hiesigen Bergwerke nie. Alexander von Humboldt hatte zwar vorübergehend für Schwung gesorgt, doch wenige Jahrzehnte später ging eine Grube nach der anderen ein. Aufgrund der letztlich doch relativ geringen Vorkommen und der weitaus größeren, vielleicht auch billigeren Produktion andernorts mussten die Bergwerke schließen. Vor allem die Gruben in England, in Polen und in Amerika hatten den Bergwerken in Franken den Rang abgelaufen. Musste nicht die Porzellanindustrie hierzulande viel viel später ein ähnliches Schicksal erleiden?
Alle Genialität seiner Persönlichkeit war bereits während seiner fränkischen Zeit vorhanden, sind sich die Experten sicher. Alle seine späteren wissenschaftlichen Arbeiten haben hier ihren Anfang genommen, alle seine Erkenntnisse gehen auf die Zeit in Franken zurück. Diese Jahre sollen die prägendsten gewesen sein. Hier hatte er zum Beispiel das Potenzial des Goldes erkannt, das ihn in späteren Jahren als Goldbergbauexperte bis nach Russland führte. Auch ein Aufsatz aus den 1830er Jahren über das durchaus auch heute noch aktuelle Thema der „Schwankungen der Goldproduktion“ ist bekannt. Daraus wird auch ersichtlich, dass der internationale Handel schon für Humboldt ein wichtiges Thema war.
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