Populismus und Hass entschieden entgegenzutreten, dazu hat der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer aufgerufen. „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gewährleisten das Zusammenleben von uns allen“, sagte Kretschmer beim 15. Bayreuther Kulturgespräch. Der prominente Politiker rief dazu auf, „Angriffe auf das Wahrheitssystem“ miteinander zu verhindern. Andernfalls drohe großes Ungemach.

Einen aktuelleren Gast hätte man sich für das Bayreuther Kulturgespräch kaum vorstellen können. Nach der tödlichen Messer-Attacke und den gewaltsamen Ausschreitungen in Chemnitz war Kretschmer tagsüber noch vor Ort, um sich ein Bild von den Geschehnissen zu machen, ehe er nach Oberfranken kam.

Mit den Angriffen auf das Wahrheitssystem meinte der Ministerpräsident Verschwörungstheorien und völlig frei erfundene Geschichten, die rund um die Chemnitzer Geschehnisse im Internet kursieren. Immer mehr Menschen lebten in derartigen Parallelwelten und informierten sich ausschließlich in den sogenannten sozialen Netzwerken. Kretschmer verteidigte dabei auch die freie Presse und insbesondere öffentlich-rechtliche Sender. Um eine gesicherte Wissensbasis zu schaffen, möchte der Politiker die Informationsstellen bei Polizei und Justiz aufstocken, um Falschinformationen künftig gezielt entgegentreten zu können.

Als zentrale Werte, die unser Land zusammenhalten und die unsere Gesellschaft ausmachen, bezeichnete Kretschmer unter anderem Gleichberechtigung, Zusammenhalt, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit. „Das verbindet uns“, sagte er. Zu diesen Werten und zu dieser demokratischen Kultur gelte es fest zu stehen. Das schließlich allerdings nicht aus, anderen die Chance zur Teilhabe zu geben und die Werte weiterzuentwickeln.

Über ihre Aufgabe als Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung sprach die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Jeder zweite Bürger Bayerns sei ehrenamtlich tätig. Allerdings nehme langfristiges Engagement zu Gunsten spontaner Projekte zu. Brendel-Fischer zeigte sich zuversichtlich, junge Leute künftig über das „freiwillige soziale Schuljahr“ zu erreichen. Neben der Schule können sich junge Leute dabei 30 Wochen lang jeweils zwei Stunden pro Woche ehrenamtlich einbringen und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Die Abgeordnete sah die Politik besonders darin gefordert, die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche zu verbessern, etwa bei der Ehrenamtspauschale oder durch die Anhebung von Freibeträgen.

Wissenschaft und Wirtschaft, Kirche, Polizei und Justiz, sie alle seien Teile eines funktionierenden Staates sagte zuvor Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums Schloss Goldkronach. Der frühere Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär hatte das Bayreuther Kulturgespräch vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Mittlerweile ist die Veranstaltung längst zum festen Bestandteil des Bayreuther Festspielsommers geworden.

Moderiert wurde das Kulturgespräch von Eva Lell von der Redaktion Landespolitik des Bayerischen Rundfunks. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Bläserquartett mit Michael Lindner (Trompete), Lukas Schrüfer (Klarinette), Franz Hartmann (Tenorhorn) und Konrad Stern (Tuba). Möglich wurde die Veranstaltung durch das tatkräftige Sponsoring des Recyclingunternehmens Belland Vision und des Bayreuther Dienstleister für kartengestützte Kundenbindungssysteme VVS Holding.

Bilder: Stephan Herbert Fuchs