Leben und Tod. Gehört das zusammen? Kann man das Leben und den Tod lieben?

Mit diesen Themen beschäftigte sich das Jahresabschlusskonzert des Alexander von Humboldt-Kulturforums am Vorabend des Totensonntags in der Goldkronacher Stadtkirche. Dazu konnte die ehrenamtliche Geschäftsführerin Dagmar Bauer zahlreiche Besucher in der in heimeliges Licht getauchten Kirche begrüßen, stellvertretend für den Vereinsvorsitzenden Hartmut Koschyk, der einen wichtigen Termin in der tschechischen Republik im Rahmen seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland wahrzunehmen hatte und seine herzlichsten Grüße übermitteln ließ. Auch richtete sie ihren Dank für die Unterstützung  der Veranstaltung durch die Bereitstellung der Kirche an das Pfarrerehepaar Taxis, die Pfarrsekretärin Frau Hausner sowie das Mesnerehepaar Lindner.

Einmal mehr war Andy Lang, der vielseitige Musiker an Gitarre und Harfe zu Gast, der einfühlsame Lieder, komponiert in den Zeiten der Pandemie zur Bewältigung von Verlusterfahrungen, in gewohnter Ausdrucksstärke vortrug. Songs, in denen sich der Zuhörer verlieren konnte, ganz er selbst sein konnte, sich fallen lassen konnte und sanft wieder aufgefangen wurde von den gefühlvollen Klängen.

Verstärkung hatte sich der evangelische Pfarrer Andy Lang in Judith Berner mitgebracht. Beide hatten sich im Jahr 2011 bei einem Workshop der Studiobühne Bayreuth kennengelernt und konstatiert, dass sie künstlerisch gut zusammenpassen und das in ein gemeinsames Programm verpackt, bei dem aber jeder auf seine Art performt. Lediglich je ein gemeinschaftliches Lied am Anfang und Ende des Konzerts mit Judith Berner an der Klarinette, die sie neben dem Klavierspiel ebenfalls beherrscht und Andy Lang mit der Gitarre umrahmte die 90-minütige Veranstaltung, ansonsten agierten die beiden Künstler immer abwechseln mit einem Song und einem Textbeitrag.

Judith Berner, hauptberuflich als Ärztin in München tätig, in Pantomimenart ganz in schwarz gekleidet, ohne Schuhe, nur auf Strümpfen, was allein schon bei den herrschenden Temperaturen schier unglaublich war. Auch sie versucht, in der Pandemie erlebte, erlittene Verluste und Erfahrungen mit Tod und Trauer aufzuarbeiten, zu kompensieren. Das tut sie in Form von Bewegung, nein, der Ausdruck ist viel zu schwach für die Beschreibung dessen, was da zu sehen war. Es war ganz außergewöhnlicher, darstellender Textvortrag; getanzte Worte – gesprochene Bewegungen. Kleine Episoden aus ihrer Jugend erzählt Judith Berner auf diese Weise, Szenen aus dem Berufsleben, vor allem aber die Begegnung mit dem Tod. Wenn sie von einem Knäuel an Erlebtem spricht, dann verknotet sie sich auch körperlich, wenn sie einen Faden der Hoffnung sieht, dann hangelt sie sich tanzend daran hoch. So ist stets der unglaublich vielschichtige Text die Grundlage für die geschmeidigen, oft verblüffenden Bewegungsabläufe. Tanztheater, sich winden in Worten und Bewegungen.

Die Beantwortung der Eingangsfrage lautet: Ja, Leben und Tod gehören zusammen, „weil wir immer neuem Leben entgegensterben“, aus dem Tod also auch wieder Hoffnung auf neues Leben schöpfen.

Das dankbare Publikum spendete großen Applaus und ging, jeder seinen Gedanken nachhängend, innerlich reich beschenkt nachhause. Die beiden Künstler durften ein der bevorstehenden Adventszeit angepasstes wunderbares Blumenarrangement aus Christrose und Weihnachtsstern von der örtlichen Gärtnerei Übelhack  in Empfang nehmen.