Alexander von Humboldt gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, als einer der wichtigsten Repräsentanten des deutschen Geistes- und Kulturlebens sowie als einer der bekanntesten Deutschen weltweit. Wesentliche Antriebskräfte für sein späteres Wirken gehen von Goldkronach aus. Das hatte Professor Ottmar Ette von der Universität Potsdam herausgefunden. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit mehr als einem viertel Jahrhundert mit Alexander von Humboldt. Beim Humboldt-Tag aus Anlass des 241. Geburtstages stellte Professor Ette in seinem Festvortrag heraus, dass der Universalgelehrte schon während seines Aufenthaltes in Goldkronach zwischen 1792 und 1795 die unterschiedlichsten Wissenschaftsgebiete miteinander verband und etwa durch die Gründung der ersten Bergbauschule ein klares Bekenntnis zu Bildung ablegte.

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Die eigentliche Aktualität Alexander von Humboldts liegt nach den Worten des Professors darin, dass Humboldt als erster eine Art Globalisierungstheorie entwickelt hatte. Diese Theorie bestehe in einer Vernetzung sämtlicher Diszipline von der Anatomie bis zur Zoologie und umfasse Botanik und Bergbau genauso wie Geographie, Geologie oder Geschichte. Nur durch die Vernetzung sämtlicher Wissenschaften sei die wachsende Komplexität zu bewältigen, die Humboldt „selbstbewusst zu einem Weltbewusstsein“ ausgebaut habe. Er habe den tollen Einfall, die ganze Welt in einem Werk zusammenzufassen. Diese Worte stellte Alexander von Humboldt seinem fünfbändigen Kosmos voraus. Auch wenn dieses Werk unvollendet geblieben sei, so sei Humboldt damit nicht gescheitert. Es sei vielmehr zukunftsweisend, da er die Unabschließbarkeit des Denkens akzeptiert habe. Sein Werk sei nicht zum Stillstand gekommen, sagte Professor Ette, und weiter: „Es ist an uns, an diesen Bänden weiterzuschreiben.“

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Der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk, der sich zusammen mit dem 2008 gegründeten „Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach“ seit Jahren für die Erinnerung an Humboldt einsetzt, kündigte an, dass bereits ab dem kommenden Jahr regelmäßig Humboldt-Stipendiaten nach Goldkronach kommen werden. Damit soll bedeutenden Wissenschaftlern aus aller Welt die Gelegenheit gegeben werden, an der Original-Wirkungsstätte auf den Spuren des Universalgelehrten zu wandeln. Schließlich soll auch im Schloss Goldkronach künftig ein Alexander von Humboldt-Informationszentrum eingerichtet werden, so Goldkronachs Bürgermeister Günter Exner. Damit würden die bisherigen Gedenkstätten, wie etwa das Bergbaumuseum oder die 15 Geopunkte entlang der „Fränkischen Linie“, eine ideale Ergänzung erfahren. Ziel des Alexander von Humboldt-Kulturforums ist es nach den Worten der Vorsitzenden Petra Meßbacher, an Leben und Werk von Humboldts zu erinnern sowie sein geistiges Vermächtnis im In- und Ausland bewahren. Neben Vortragsveranstaltungen soll dies unter anderem durch Ausstellungen, Seminare, die Herausgabe von Publikationen sowie die Förderung von Forschungsvorhaben geschehen. „Unser Ziel ist es, dass Alexander von Humboldt wieder mehr Gehör findet und auch mehr gelesen wird“, forderte Meßbacher.