Goldkronach. Zahlreiche Errungenschaften der Wissenschaft in Bayern sind maßgeblich unter dem Einfluss des Universalgelehrten Alexander von Humboldt entstanden. Der Bayerische Maximiliansorden gehört dazu ebenso wie die bayerische Begabtenstiftung oder die Internationale Ausrichtung der bayerischen Universitäten. All das und vieles mehr wurde unter der Regentschaft des bayerischen Monarchen Maximilian II. verwirklicht. Wenig bekannt ist, dass Alexander von Humboldt als eine Art Berater wesentlichen Einfluss auf den König hatte.

„Bayern sollte unter Maximilian II. nicht nur konkurrenzfähig sein, sondern tonangebend werden“, sagt Thomas Goppel, langjähriger Wissenschafts-, Forschungs- und Kunstminister im Freistaat beim Humboldt-Tag zum 245. Geburtstag des Universalgenies am Wochenende in Goldkronach. Goppel verwies auf einen ausgedehnten Briefwechsel zwischen Humboldt und dem jungen bayerischen Thronfolger, zum Beispiel wenn es darum ging, Lehrstühle an bayerischen Universitäten zu besetzen. 32 Berufungsvorschläge aus allen Gebieten der Wissenschaft hatte Humboldt dem Monarchen unterbreitet. „Heute würde man sagen, allesamt vom Rang eines Nobelpreisträgers“, so Goppel. Der Chemiker Justus von Liebig gehörte dazu, ebenso die Brüder Hermann und Adolf Schlagintweit, die für die Erforschung der Alpen bekannt wurden, oder der große Antarktis-Forscher Georg von Neumayer, der seine wissenschaftlichen Arbeiten teilweise sogar in Australien betrieben hatte.

Als eines der wichtigsten Anliegen Humboldts bezeichnete der ehemalige Wissenschaftsminister die Begabten- und Eliteförderung. Tatsächlich war es Maximilian, der die nach ihm benannte Hochbegabtenstiftung gründete. In ihrem Gebäude, dem Maximilianeum in München residiert heute der Bayerische Landtag. Hintergrund sei es gewesen, die Elite des Staates für spätere Führungsaufgaben vorzubereiten. Als weitere Überlegung Maximilians, die indirekt auf Alexander von Humboldt zurückgeht, nannte Goppel den Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Das Pendant zum 1842 begründeten preußischen Orden Pour le Mérite, gilt heute als höchste Auszeichnung des Freistaats, gestiftet wurde sie 1853 von Maximilian II. Natürlich war Alexander von Humboldt einer der ersten Ordensträger.

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Dokumentiert für die Ewigkeit, wenn auch nur fiktiv, ist diese Ordensübergabe auf einem monumentalen Wandfresko des Historienmalers Engelbert Seibertz aus dem Jahr 1865 im Konferenzzimmer des Maximilianeums. Es zeigt, wie Alexander von Humboldt im Kreis prominenter Wissenschaftler und Künstler aufgenommen wird. Fiktiv ist die Szene deshalb, weil Maximilian in Wirklichkeit nach Berlin gereist war, um den Orden an Alexander von Humboldt zu überreichen.

Goldkronach sei mittlerweile zur echten Alexander-von-Humboldt-Stadt geworden, sagte Bürgermeister Holger Bär. Nicht nur, dass jeder Besucher in Goldkronach Jahrhunderte alte Bergbaugeschichte live erleben kann, auch durch die Arbeit des 2008 gegründeten Alexander-von-Humboldt-Kulturforums habe sich das kulturelle Leben der Stadt ganz wesentlich hin zum Positiven verändert.

Ziel des Kulturforums sei es, ein Humboldt-Bewusstsein in der Region zu schaffen und an den großen Universalgelehrten zu erinnern, der von 1792 bis 1796 „die glücklichsten Jahre seines Lebens“ in Goldkronach, Naila, Bad Steben und Arzberg verbracht hatte, so Gründungsmitglied Hartmut Koschyk. Der Abgeordnete und Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten gilt als Motor des Humboldt-Gedenkens in Goldkronach.

Für die künstlerische Ausgestaltung des Humboldt-Tages sorgte das Bläserensemble „Athalia“ unter der Leitung des früheren Pegnitzer Kirchenmusikdirektor Roland Weiss. In der Besetzung für jeweils drei Trompeten und Posaunen und unterstützt von Roland Weiss an der Orgel der Goldkronacher Stadtkirche. Hier führte der Klangkörper Werke von Edward Elgar, Henry Purcell, Georg Friedrich Händel und Jeremiah Clark, teilweise im Original, teilweise in eigenen Arrangements von Roland Weiss auf.

Die Vorsitzende des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums Schloss Goldkronach, Petra Meßbacher kündigte für das kommende Jahr erneut ein buntes kulturelles Programm an, mit dem das Forum den Kultursommer bereichern möchte. Im kommenden Jahr sollen die Aufführungen, Konzerte und Lesungen Teil des Festprogrammes zum 650. Stadtjubiläum werden.