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Im Rahmen des Kultursommers Schloss Goldkronach 2017 fand im Gewölbesaal von Schloss Goldkronach ein heiter-besinnlicher Mundartnachmittag statt. Hierfür konnten die Veranstalter die „Mundartschreiberin“ Hannelore Steinhäuser und den Konzertina-Künstler Theo Knopf gewinnen, die beide seit geraumer Zeit ein oft erprobtes Duo sind.

Seit zirka 20 Jahren schreibt Hannelore Steinhäuser, Jahrgang 1942, Gedichte, Episoden und Sketche in ihrer Mundart (sie bezeichnet sich selbst ausdrücklich als „Mundartschreiberin“) und trägt diese bei zahlreichen Lesungen vor. Im Jahre 1989 hat sie unter dem Titel „Greina kennt ma, su schee is“ ihr erstes Buch veröffentlicht, dem inzwischen sechs weitere gefolgt sind.

Als geborene und überzeugte Bayreutherin, aufgewachsen in einem klitzekleinen Siedlungshaus in der Altstadt, ist sie geprägt von familiärem Zusammenleben auf engstem Raum. Ihre Texte umfassen Erinnerungen an diese Zeit des Miteinanders von drei Generationen in einem Haus, an gute Nachbarschaft und an Episoden aus dem Kollegenkreis. Nachdenkliches und Lustiges, Heiteres und Besinnliches trägt sie in ihren zahlreichen Auftritten vor – aber nie zu laut, denn sie mag es nicht, wenn man „Mundart“ mit Kerwa und Bierzelt verbindet. „Die annara Seit’n“ lautet der Titel ihrer letzten Veröffentlichung, die Gedichte über das Loslassen, Nachdenken und Freiseinwollen beinhaltet.

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Wie Hannelore Steinhäuser, zu ihren Ideen kommt? „Ganz einfach“, sagt sie. „Meine Themen sind alle aus dem Leben gegriffen. Man muss nur zuhören.“

Theo Knopf  wurde 1935 geboren und ist heute in Bayreuth wohnhaft. Bereits mit acht Jahren erlernte er das Konzertinaspielen, angeregt durch seinen Vater, der auch schon das Instrument nach Ziffernschrift beherrschte. Erst viel später, als Theo Knopf bereits 47 Jahre alt war, nahm er in Pegnitz bei Fritz Pastyrik Unterricht, um nach dessen Lehrkonzept nun auch nach regulärer Notenschrift spielen zu lernen.

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Knopf spielt heute teilweise nach Ziffernnotation, teilweise nach Noten oder einfach nach Gehör und auswendig. In seinem Repertoire führt er über 80 verschiedene Tänze, ältere Schlager und Spielstücke von Andreas Hader auf. Theo Knopf komponiert auch eigene Stücke, wie etwa die bekannt gewordene Degelmann-Polka oder diverse Ländler und Walzer.

Er musiziert zur eigenen Unterhaltung oder zur Unterhaltung im Freundeskreis, im Wirtshaus, bei Tanzveranstaltungen und bei privaten Festen. Für die Beratungsstelle für Volksmusik des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege organisiert er zusammen mit dem Bezirk Oberfranken Konzertina-Lehrgänge, die inzwischen auf ein reges Interesse auch bei jüngeren Teilnehmern gestoßen sind.

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Beide Künstler verstanden es, das Publikum mit Mundart- und Liedbeiträgen zu begeistern, wobei Hannelore Steinhäusers Texte über „Die ziehenden Wolken“ oder den „Herbst“ philosophischen Tiefgang offenbarten.

Es überwiegen aber an diesem Nachmittag die heiteren „Stückla“, so wie zum Beispiel der „Besuch des Schulrates“ , der vergeblich versucht, die fränkischen Schulkinder von ihrem Dialekt abzubringen oder der einseitige Dialog eines Ehepaares, der sich mit Theo Knopf in der Rolle des „Schweigenden Mannes“ zum Monolog entwickelte.

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Zum Ende des kurzweiligen Nachmittages versichert Hartmut Koschyk dem begeisterten Publikum, dass beide Künstler im nächsten Jahr in Schloss Goldkronach wieder herzlich willkommen sind.