Wer sich am letzten Augustsonntag in der schmucken Bad Bernecker Dreifaltigkeitskirche eingefunden hatte – und das waren annähernd 100 Kulturinteressierte, darunter auch Persönlichkeiten aus der regionalen Politik und Wirtschaft – , um einem beschaulichen Konzertnachmittag beizuwohnen, der musste sich bereits beim Eingangslied „Vidit suum dulcem natum“ von Giovanni Battista Pergolesi verwundert die Augen reiben.

Da stand die gerade mal 22-jährige Sopranistin Scarlett Rani Adler vor dem Publikum und elektrisierte vom ersten Moment an jeden kunstsinnigen Zuhörer, der in die Klangwelt der Künstlerin eintauchen wollte. Das Konzertprogramm hatte sie  völlig selbständig zusammengestellt und mit ihrem Partner am Klavier, Aureliano Zattoni, einstudiert. So fügten sich in einer ausgewogenen Bandbreite die verschiedenartigsten musikalischen Genres aneinander. Die sowohl stimmlich als auch mimisch und gestisch mit leidenschaftlicher Hingabe vorgetragenen Opernarien „Porgi amor“ aus Mozarts „Figaro“, die „Micaèla Arie“ aus Bizets „Carmen“ wie auch Dvoraks „Arie an den Mond von Rusalka“ riss die Zuhörer zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Operettenlieder z. B. von Robert Stolz beherrscht Scarlett ebenso wie die feurige Csárdás-Musik, russisches Liedgut von Rachmaninov interpretierte sie gekonnt mit tiefer Wehmut, italienische Weisen von Gastaldon oder Leoncavallo trug sie dagegen mit der dazugehörigen italienischen Leichtigkeit und Lebensfreude vor oder auch „Il Bacio“ (Der Kuss) von Arditi, der neckisch-verspielt daherkam.

Die Stimme dieser jungen Künstlerin beachtlich zu nennen, würde es nicht annähernd treffen. Die Intensität, die Klangfülle, die leisen wie die kraftvollen Töne, stets zum Lied passend aufeinander abgestimmt, jagen jedem Musikliebhaber wohlige Schauer über den Rücken. Darüber hinaus artikuliert sie die Stücke  auf französisch, tschechisch, russisch oder italienisch als ob es ihre Muttersprache wäre.

Die vierzehn Stücke der Künstlerin, die vom Pianisten Zattoni am vom Bayreuther Musikalienhandel Klemens Schmidt zur Verfügung gestellten  Klavier meisterlich begleitet wurde, waren so perfekt vorgetragen, dass die restlos begeisterten Konzertbesucher mit Standing Ovations eine ersehnte Zugabe erwirkten, die mit dem Lied „Bei Dir war es immer so schön“ von Theo Mackeben erfolgte.

Das Konzert mit dem Titel „Summertime“ wurde im Rahmen der in diesem Jahr neu geschaffenen Kategorie „Humboldt-Konzerte“ vom in Goldkronach ansässigen Alexander von Humboldt-Kulturforum veranstaltet. Der Vereinsvorsitzende Hartmut Koschyk dankte zunächst der evangelischen Kirchengemeinde Bad Berneck, welche die Dreifaltigkeitskirche gerne zur Verfügung gestellt habe (wie auch der anwesende Vertrauensmann Georg Wolf und Mesner Helmut Leuthold bestätigten) und stellte eingangs die beiden Künstler aus den Reihen des Bayreuther Zamirchors, Scarlett Rani Adler und den Konzertpianisten Aureliano Zattoni aus Genua, in seiner Begrüßungsansprache vor. Letzterer ist Doktor der Musikwissenschaften und Operndirigent und setzt sich in Bayreuth hervorragend für den jungen Nachwuchs des Chors ein. Die Sopranistin war bereits Bundespreisträgerin bei Jugend forscht und hat schon viele solistische Auftritte im In- und Ausland gegeben, so auch bei den Vereinten Nationen in Genf. Den Bezug zwischen dem Naturwissenschaftler und der Kunst erklärte Koschyk mit der Tatsache, dass Humboldt zu seiner Zeit ein großer Förderer von Kunst und Musik war und dies beim Kulturforum seine Fortsetzung finde. Mit seiner Feststellung „Scarlett hat sich nichts geschenkt, aber sie hat uns alles geschenkt“, überreichte Kulturforumsvorsitzender Koschyk den beiden Künstlern jeweils eine Humboldt-Rose und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Sopranistin ihre Karriere weiterentwickelt und vielleicht einmal auf größeren Bühnen Deutschlands zu hören sein möge. Verdient hätte sie es allemal.